AUFGEWACHT – von Petè Farlow
Aufgewacht. Wo bin ich? In meinem Bett. Allein? Es ist dunkel , das Rollo ist geschlossen.
Ein paar Lichtstrahlen gelangen dennoch in den Raum. Ich bin allein. Ich habe Kopfschmerzen. Was ist passiert? Welcher Tag ist heute? Alexa, Datum. Alexa antwortet. Es ist Sonntag.
Sehr gut, ein freier Tag. Wenigstens muss ich nicht zur Arbeit heute.
Es stehen ein paar Bierflaschen auf dem Nachttisch. Ein paar zu viele, nach meinen Kopfschmerzen zu urteilen. Erstmal einen Kaffee, ich schlendere in die Küche und koche mir einen Kaffee.
Okay, Maschine läuft, räumen wir erstmal ein wenig auf. Gesagt getan. In wenigen Minuten sieht die Wohnung schon wieder ordentlicher aus. Nun ist es Zeit Kaffee zu trinken.
Was mache ich heute? Ein Sonntag auf der Couch? Klingt langweilig, allerdings der Elan, etwas zu unternehmen, hält sich auch in Grenzen. Ich mach erst einmal noch eine Ladung Wäsche fertig. Wenigstens irgendetwas Produktives heute erledigen. Das Wetter schwankt zwischen sonnig und bewölkt es ist außerdem sehr windig. Alles in allem also recht ungemütlich da draußen.
Die Waschmaschine läuft, der Kaffee ist gekocht, draußen ist es ungemütlich. Also ab aufs Sofa, der Kaffee kommt mit. Netflix, meine Wahl für den Moment. Nur eine Folge und den Kaffee dazu.
Antriebslos. Ich bin einfach antriebslos zur Zeit. Ich drifte durch die Tage. Die Zukunft mal wieder ungewiss. Dabei liefen die letzten paar Jahre echt gut. Ein neuer Job, der Freude bereitet, ein neues Hobby, mit dem selben Ergebnis. Schien ja endlich gewünschte Formen anzunehmen. Doch so spielt das Leben, eine stetige Berg- und Talfahrt, denke ich mir und nehme noch einen Schluck von meinem Kaffee. Stelle die Tasse wieder auf den Tisch und verfolge weiter meine Serie. Es klingelt an der Tür. Wer mag das sein? Ich erwarte niemanden. Ich bitte Alexa, die Haustür zu öffnen und begebe mich zu meiner Wohnungstür. Ich öffne. Eine hübsche Frau kommt die Treppe hinauf. Sie trägt einen knielangen Mantel und ansehnliche Stiefel. Es ist die Nachbarin von gegenüber. Unsere Wohnzimmer liegen Vis-à-vis, sie steht oft am Fenster und raucht eine Zigarette. Vor einiger Zeit habe ich mit einem Edding auf eine Rest Tapete eine Einladung zum Kaffee geschrieben. Als sie mal wieder am Fenster stand und geraucht hat, habe ich das Poster einfach hoch gehalten. Bis eben hatte ich angenommen, dass sie es ignoriert hat.
„Hallo ich bin Janine, ich würde gern auf deine Einladung zurückkommen.“ sagt die hübsche Dame auf meiner Treppe. „Das freut mich. Komm doch bitte herein. Darf ich Dir einen Kaffee anbieten?“, lautet meine Antwort. Sie verneint und sagt, sie hat eine Flasche Wein mitgebracht. Ich nehme ihr die Flasche ab, stelle sie auf den Schrank im Flur. „Darf ich dir den Mantel abnehmen?“ „Gern.“, grinst sie. Ich helfe ihr aus dem Mantel, um ihn an der Garderobe aufzuhängen. Ich stelle zu meiner Überraschung fest, dass Sie unter dem Mantel nichts weiter trägt als ein paar sehr hübsche Dessous. Ich bin ein wenig perplex und der Mantel landet, statt an dem Haken der Garderobe einfach auf dem Boden. Sie schaut mich an und scherzt, „Überrascht?“ Ich antworte: „Angenehm überrascht.“, halte ihr meinen Arm zum Einhaken hin, greife mit der anderen Hand nach der Weinflasche und wir verziehen uns ins Wohnzimmer. Ich bitte Janine Platz zu nehmen, hole zwei Weingläser aus dem Schrank und schenke uns ein. Ich setze mich zu ihr aufs Sofa, mit einem tiefen Blick in die Augen prosten wir uns zu. Sie sagt, sie zieht bald um, wollte aber die Chance der netten Einladung nicht verstreichen lassen. Dabei wandert ihre Hand zu meinem Bein. Wie abgesprochen stellen wir beide unsere Weingläser auf den Tisch. Ich ziehe sie zu mir heran und wir Küssen uns leidenschaftlich. Unsere Hände erforschen den Körper des anderen, sie zieht mir das T-Shirt über den Kopf und schon fliegt es davon. Wir bedecken unsere Körper mit Küssen und Berührungen. Ihre Hand wandert zu meiner Hose und öffnet geschickt Knopf für Knopf. Im Handumdrehen bin ich auch meiner Hose entledigt. Sie küsst mich, ihre Lippen wandern über meinen Hals zu meiner Brust weiter in Richtung Lenden. In der Ferne höre ich ein seltsames Geräusch. Was ist das? Ein leises piepen, es wird immer lauter. Die Welt verschwimmt. Ich komme auf dem Sofa zu mir, der Fernseher hat sich abgeschaltet. Das nervige piepen kommt aus Richtung Badezimmer. Die Waschmaschine. Sie gibt lautstark bekannt, dass sie ihr Werk vollbracht hat. Noch leicht verwirrt begebe ich mich ins Bad und kümmere mich um die Wäsche.
Einfach nur Sonntag.
~©2020 Petè Farlow~
Quellen:
Text von Petè Farlow
Bild von Лариса Мозговая auf Pixabay