Die Pubertät – Ein Abenteuer der besonderen Art
Die Pubertät!
Das ist die Phase im Leben, in der die Höhlen der Jungs plötzlich zu kontaminierten Zonen mutieren und Mädchen anfangen,
aus allem ein Drama zu machen, als wären sie Chefregisseure in ihrer eigenen Soap-Opera.
Man sitzt da als Außenstehender, ein bisschen wie ein Naturforscher im Tarnanzug, und beobachtet das wilde Spektakel.
Nur, dass man statt seltenen Tierarten die Verwandlung des eigenen Nachwuchses in eine Art wandelnden Hormoncocktail studiert.
Willkommen in der Pubertät!
Wenn Jungs ihre Höhlen in verbotene Zonen verwandeln
Also, fangen wir mal bei den Jungs an.
Bis vor kurzem noch ein niedliches Kinderzimmer mit LEGO-Stapeln und halb aufgegessenen Toastscheiben – jetzt betreten Sie eine Zone, die so aussieht, als hätten Zombies darin eine Party gefeiert und dann beschlossen, nie wieder zu gehen.
Ich meine, man betritt das Zimmer und ist sich nicht sicher, ob das jetzt ein reguläres Durcheinander ist oder ob das Bundesamt für Strahlenschutz nicht besser mal eine Messung durchführen sollte.
Die Socke in der Ecke – mutiert. Lebt vielleicht. Das Bett? Nicht mehr als ein Schlachtfeld aus Klamotten, Krümeln und Konsolen-Controllern. Du willst auch nicht wissen, was die Taschentücher neben dem Bett für einen Inhalt bergen, ebenso wie die Hautmilch, denn eines steht fest, die landet nicht im Gesicht.
Im Gesicht des Pubertiers herrscht biologischer Ausnahmezustand, und zwar in so einer extremen Form, dass Blinde versuchen könnten, diese zu lesen. Davon rate ich persönlich aber ab – nicht weil es ekelig ist, sondern weil ich befürchte, dass man aus den geformten Wörtern wahrscheinlich Dämonen beschwört, die das Zimmer noch mehr verwüsten.
Die Luft? Dick und stickig, als hätte jemand die Biowaffen, welche damals im Irak gesucht wurden, in diesem Zimmer versteckt – und sie sind definitiv undicht. Man hat den Verdacht, dass das Zimmer sich selbst reinigt, indem es unaufgeräumte Objekte über Monate einfach biologisch abbaut und damit einen natürlichen Kreislauf bildet.
Es riecht jedenfalls nach Biotonne im Sommer. Ihr kennt diese Anzüge aus Outbreak? Hervorragende Investition.
Kommunikation?
Und dann die Gespräche! Die laufen nur noch im Grunzmodus ab. „Was hast du heute gemacht?“ – „Nix.“ Und du weißt, das bedeutet entweder: Sie haben wirklich nichts gemacht. Oder sie haben etwas gemacht, was du besser nie herausfinden solltest, weil du dann sofort sämtliche Versicherungen überprüfen müsstest.
Wenn aus kleinen Dramen weltbewegende Katastrophen werden
Und auf der anderen Seite der Geschlechtergrenze herrscht das Drama.
Mädels in der Pubertät sind nicht mehr einfach nur Menschen – sie sind wandelnde Seifenopern, und jedes Ereignis, und sei es noch so unbedeutend, wird zum Anlass für eine emotionale Großproduktion.
Du bist nicht einfach nur spät dran mit dem Abendessen – nein, das ist der Untergang der Weltordnung!
Die Lieblingsjeans liegt im Wäschekorb? Zeit für eine ausgewachsene Tragödie.
„Niemand versteht mich!!!“ und „Boooooaar, PAAAPPPAAAA!“ werden zur höchsten Kommunikationsform.
Eltern – Beobachter eines hormonellen Naturphänomens
Und als Elternteil sitzt du da, halb irritiert, halb fasziniert, und denkst: Wie zur Hölle haben wir das damals eigentlich überlebt?
Du beginnst ernsthaft zu glauben, dass Pubertät eine geheim organisierte Verschwörung der Hormone ist. Eine Art Versuchslabor des Lebens, um zu testen, wie weit du den Wahnsinn treiben kannst, bevor jemand mit einem Schild „Halt, Stopp!“ in der Tür steht.
Ich sitze jedenfalls abends gerne vor einer Tierdoku und weiß nun, warum manche Arten ihren eigenen Nachwuchs fressen.
Lieb hab’ ich sie trotzdem, darf ich nur nicht sagen, sonst bin ich wieder peinlich. 😉
Gruß,
Euer Tim
Quellen:
Fotos: © freepik
Text: © Tim Reinhold
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu