Arztpraxen berichten über die Folgen der Krankenhausschließung in Lehrte
Region spürt die Lücke – Notfallversorgung, Einweisungen und Versorgungslasten bereiten Sorgen
Die Schließung des Krankenhauses Lehrte hat nach Ansicht der Haus- und Fachärzte weitreichende Folgen für die Gesundheitsversorgung in der Region. Das zeigt eine Umfrage, die der Verein Bürgerjournalisten e. V. im März 2025 unter Arztpraxen in Lehrte, Sehnde, Burgdorf und Uetze durchgeführt hat.
Ziel dabei war es, konkrete Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag zu erfassen – und ein Bild der aktuellen Lage zu zeichnen.
Notfälle landen in der Praxis – Versorgungsdruck steigt
Einige Praxen berichten, dass sich die Patientenströme seit der Schließung deutlich verändert haben.
„Notfälle, die früher ins Krankenhaus gegangen wären, landen heute bei uns“, so eine Rückmeldung. Auch post stationäre Nachsorge und chronisch kranke Patienten ohne Alternative landen häufiger in der ambulanten Versorgung.
Vor allem die Notfallversorgung steht unter Druck. In mehreren Rückmeldungen wird zudem von überlasteten Bereitschaftsdiensten, langen Wartezeiten in entfernteren Notaufnahmen und überforderten Rettungsdiensten gesprochen.
Ein Arzt berichtet von Patienten, die in akuter Notlage keine rechtzeitige Behandlung erhalten hätten. „Alles sehr bedenklich“, wie es heißt.
Einweisungen werden zur Herausforderung
Auch die Einweisung in stationäre Behandlungen ist schwieriger geworden. In der Kritik stehen somit unter anderem lange Transportwege, organisatorische Hürden und das Fehlen freier Plätze – insbesondere in den Fachbereichen Innere Medizin, Chirurgie und Endoskopie. In einem Fall hieß es, Hausärzte müssten zunehmend selbst entscheiden, ob ein Notfall zu Hause versorgt werden kann – weil eine stationäre Aufnahme oft nicht erreichbar sei.
Versorgung „ausreichend“ – aber belastet
Gefragt nach ihrer Einschätzung der medizinischen Versorgung in Lehrte nach der Klinikschließung, antworteten die meisten Praxen mit »ausreichend«. Die Kritik zieht sich durch viele Ebenen. Von unklaren Zuständigkeiten über ausbleibende Rückmeldungen bis hin zu Versorgungsengpässen vor allem für mobilitätseingeschränkte Patienten.
Was jetzt gebraucht wird
In den offenen Antwortfeldern machten die Ärzte außerdem auch konkrete Vorschläge, wie sich die Situation verbessern ließe.
Genannt wurden unter anderem:
- der Aufbau eines regionalen Notfallzentrums mit hausärztlicher Anbindung
- eine verlässliche Koordination des ärztlichen Bereitschaftsdienstes
- mehr niedergelassene Fachpraxen mit speziellen Leistungen wie Endoskopie oder Dermatologie
Stimmen aus der Praxis – keine abstrakte Debatte
„Wir wollten wissen, wie sich die Lage wirklich darstellt – nicht auf dem Papier, sondern im Alltag der medizinischen Versorgung“, sagt Patrick Reinisch-Fahrland, Vorsitzender des Bürgerjournalisten e. V. „Die Rückmeldungen zeigen sehr deutlich, dass die Herausforderungen real sind – und dass dringender Handlungsbedarf besteht.“
Der Verein kündigt an, auch weiterhin Stimmen aus dem Gesundheitswesen sichtbar zu machen – und lädt Praxen, die sich noch beteiligen möchten, ein, ihren Fragebogen noch einzureichen.
Quellen:
Fotos: © P.R.-F.
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