Mi. 18 Juni 2025

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Zwischen Spatenstich und Sparkurs – Das KRH im Finanzstrudel

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Zwischen Spatenstich und Sparkurs – Das KRH im Finanzstrudel

KRH plant mit einem Verlust von 35,7 Millionen Euro – Steuerzahler stützen mit weiteren 30 Millionen Euro

Dieser Gesundheitsausschuss in Hannover hatte es wieder einmal in sich. Er beschreibt unter anderem erneut die prekäre finanzielle Lage des großen Klinikkonzerns. An Kleinigkeiten wird zudem sichtbar, dass er auch schlecht geführt wird.
Das wird auch gleich am Anfang zur Diskussion über die Tagesordnungspunkte deutlich. Im Tagungsordnungspunkt 5 soll darüber abgestimmt werden, ob das KRH auch 2025 mit weiteren 30 Millionen Euro gestützt werden soll.
Ein Regionsabgeordneter meldet sich zu Wort, er möchte vor der Abstimmung über die finanzielle Situation im KRH informiert werden.
Das ist leider erst später möglich, da die zuständige Geschäftsführerin Schulte des KRH noch nicht anwesend ist. Sie kommt auch dieses Mal später.
Das Prozedere ist dennoch immer das gleiche. Seit 1. März 2014 ist sie die Geschäftsführerin für Finanzen. Seitdem hat sie schon viele Millionen Euro der Steuerzahler entgegennehmen dürfen.

Aufstellung »Gewinne und Verluste des KRH«

Bei der Online Suche nach den Zahlen stößt man schnell auf Schlagzeilen wie „KRH erzielt erneut Millionenüberschuss“. Auf den ersten Blick klingt das erfreulich – tatsächlich meldete das Klinikum in den Jahren 2022 und 2023 offiziell Gewinne von über 25 Mio. bzw. 21 Millionen Euro. Doch ein genauer Blick in die Unterlagen zeigt: Diese positiven Ergebnisse basieren fast ausschließlich auf Sondereffekten, wie der Auflösung von Rückstellungen oder bilanziellen Neubewertungen.
Für die reale wirtschaftliche Lage – und vor allem die Notwendigkeit von Steuerzuschüssen – sind sie kaum aussagekräftig.

In der folgenden Übersicht sind deshalb ausschließlich die operativen Jahresergebnisse aufgeführt – also jene Defizite, die das KRH im regulären Klinikbetrieb erwirtschaftet hat und die Politik zur Nachfinanzierung veranlasst haben.


Hinweis: Die hier verwendeten Verlustwerte folgen den operativen Defiziten aus den Wirtschaftsplänen des KRH. Buchhalterische Jahresüberschüsse (z. B. 21,4 Mio. € für 2023) resultieren aus Sondereffekten und spiegeln nicht die tatsächliche Finanzlage für die Steuerzuschüsse wider.

Lehrte – Vermutungen über den ersten Spatenstich

Kommen wir zu Tagesordnungspunkt 4.
Der SPD-Regionspräsident und KRH-Aufsichtsratsvorsitzende informiert über den Stand des geplanten »Regionalen Gesundheitszentrums« (RGZ) in Lehrte.
Die Ausschreibung für den Generalauftragnehmer stehe bevor, so seine Aussage.
Konkrete Pläne, wie das RGZ aussehen soll oder was es beinhalten wird, legt er jedoch nicht vor.
Auch in der offiziellen KRH-Ausschreibungsliste findet sich bislang kein Eintrag zu Lehrte – wohl aber zur Sanierung des lange leerstehenden KRH Springe. Immerhin: In einem Nebensatz erwähnt der Präsident, man stehe in Gesprächen mit der Stadt Lehrte und dem Bürgermeister zur Nachnutzung des alten Klinikgebäudes.

Dann sagt der Regionspräsident einen bemerkenswerten Satz: „Im März 2026, vermutlich eher im Sommer 2026, könnte der erste Spatenstich für das RGZ in Lehrte erfolgen.“
Nach einer strukturierten Planung hört sich das nicht an. Viel Konkretes bleibt also weiter offen – das Thema Lehrte wird sichtbar zurückhaltend behandelt.
Die von unserer Redaktion im Vorfeld schriftlich eingereichten Fragen wurden nicht einmal erwähnt. Hier zum Beitrag mit den eingereichten Fragen – ob es dazu noch eine Antwort geben wird, blieb also ebenfalls offen.

Barbara Schulte ist endlich eingetroffen

Einige Minuten später ist dann auch die Geschäftsführerin des KRH für Finanzen eingetroffen.
Sie geht nun auf die finanzielle Situation des KRH ein. Der Wirtschaftsplan des KRH sieht für 2025 ein Defizit von 35,7 Millionen Euro für das KRH vor. Das heißt, am Ende des Geschäftsjahres fehlen dem Klinikum nach Berücksichtigung aller Ein- und Ausgaben 35,7 Millionen Euro.

Was lernt ein BWL-Student im ersten Semester? Ein Defizit bedeutet, dass die Ausgaben höher sind als die Einnahmen.
Eine Pleite, auch Insolvenz genannt, ist eine Situation, in der eine Person oder ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seine Schulden zu bezahlen, also zahlungsunfähig ist. Ein Defizit kann also zu einer Pleite führen, ist aber nicht automatisch gleichbedeutend damit.

Was sind die Gründe für das gewaltige Defizit? Die Geschäftsführerin benennt zwei, eine große Unterfinanzierung bei den Betriebskosten und die mangelnde Investitionsfinanzierung durch die Länder.
Warum möchte Sie nun also die 30 Millionen der Steuerzahler? „Damit soll das Eigenkapital und die Liquidität gestärkt werden. Die Zahlungsfähigkeit und die Handlungsfähigkeit sollen erhalten bleiben.“

AfD-Bundestagsabgeordneter Henze nimmt Schulte in die Zange

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stefan Henze aus Lehrte ist online zugeschaltet und stellt an die Geschäftsführerin folgende Frage. „Die Standortschließungen und Zusammenlegungen sollen zu Kosteneinsparungen führen. Wie groß war die Einsparung durch die Krankenhausschließung in Lehrte in Zahlen? Was müssen die Steuerzahler jetzt dadurch weniger für das KRH ausgeben?“

Im KRH wird von keiner Schließung gesprochen

Die Antwort der Geschäftsführerin dürfte alle Lehrter verblüffen. „Wir sind noch in der Umsetzung. Wir sprechen ja nicht von einer Schließung. Es ist eine Transformation von stationär zu ambulant. Im KRH ist also nicht von Schließung die Rede. Die genaue Summe kann ich jetzt spontan nicht sagen. 2030/2032 soll sich die Situation stabilisieren.“

Der Bundestagsabgeordnete lässt nicht locker. „Sie müssen doch die Einsparsummen in Ihrer Planung für die Medizinstrategie 2030 quantifiziert haben!“

Antwort der Geschäftsführerin für Finanzen, die die Verantwortung für 8.500 Mitarbeiter, 135.000 stationäre und 160.000 ambulante Patienten trägt. „Ich kann das in der Detailtiefe nicht beantworten. Es lohnt sich auf jeden Fall, sonst würden wir das ja nicht machen!“

Einstimmige Entscheidung – trotz offener Zahlen und unbeantworteter Fragen

Anschließend erfolgte die Abstimmung über die 30 Millionen Euro. Ohne weitere Rückfragen und trotz ausstehender Antworten auf zentrale Punkte votierten alle anwesenden Abgeordneten einstimmig für die finanzielle Unterstützung des KRH im Jahr 2025. Dass dabei weder klare Einsparzahlen vorlagen noch alle Fragen zur Zukunft der Standorte oder zur Personalpolitik beantwortet wurden, spielte offenbar keine Rolle. Die Entscheidung fiel schnell – und kommentarlos.

Was bedeuten die 30 Millionen eigentlich?

Die wenigsten von uns können mit einer Zahl wie 30 Millionen Euro etwas anfangen. Ich versuche das ein wenig zahlenmäßig einzuordnen. In der Region Hannover leben über 1,2 Millionen Menschen. Damit das Klinikum zahlungsfähig bleibt, zahlt rechnerisch jeder – vom Säugling bis zum Senior – etwa 25 Euro im Jahr 2025. In den vergangenen Jahren sah es ähnlich aus.

Lehrte zahlt mit – trotz Klinikschließung

In Lehrte wurde das Krankenhaus geschlossen. Patienten, die sich bewusst entscheiden können, wählen inzwischen andere Krankenhäuser, oft auch außerhalb des KRH.
Viele Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen – und nicht wenige haben sich dabei nicht nur gegen den Standort, sondern bewusst gegen das gesamte KRH entschieden.
Doch auch ohne eigenes Krankenhaus zahlen auch die Lehrter weiter für das KRH. Rund 1,1 Millionen Euro tragen sie im kommenden Jahr rechnerisch zur Klinikfinanzierung bei.

Aus all dem wird klar:
Alle Lehrter – und überhaupt alle Menschen in der Region Hannover – haben ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihrem Geld geschieht.
Und vor allem ein Recht zu erfahren, warum die Gesundheitsversorgung trotzdem immer schlechter wird.


Quellen:
Fotos: © T. Janus
Wikipedia: Klinikum Region Hannover
Bibliomed Manager – KRH rechnet für 2022 mit 35-Millionen-Defizit
NeuePresse: So groß ist das Klinikum-Defizit
und weitere
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu

 

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