Mi. 24 Sep. 2025

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StartRatgeber & MagazinKolumnenStadt Hannover antwortet auf offenen Brief

Stadt Hannover antwortet auf offenen Brief

Toiletten bleiben Mangelware

Hintergrund

Im August hatten wir in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister auf die hygienischen Missstände in Hannovers Innenstadt hingewiesen.
Wildpinkeln, unangenehme Gerüche und verdreckte Ecken prägen den Eindruck vieler Passanten.
Unsere Kernforderung: mehr und jederzeit zugängliche, kostenfreie öffentliche Toiletten.

Nun liegt die Antwort der Stadt vor – ausführlich, diplomatisch, aber mit deutlichen Lücken.

Was die Stadt betont

  • Bußgelder:
    Öffentliches Urinieren ist eine Ordnungswidrigkeit nach § 118 OWiG. Die Regelstrafe liegt bei 100 Euro, maximal sind 1.000 Euro möglich.
    Kontrollen gibt es – allerdings greift das Gesetz nur, wenn jemand „auf frischer Tat“ erwischt wird.
  • Bestehende Anlagen:
    Hannover verweist auf rund 50 öffentliche WC-Anlagen im Stadtgebiet, in der Innenstadt u. a. am Kröpcke, Aegidientorplatz, Marktkirche, Marstall und Raschplatz.
    Ergänzt durch private Angebote wie Sanifair in der Ernst-August-Galerie sowie Toiletten im Rathaus und Landtag.
  • Reinigung:
    aha und Ordnungsdienst seien mehrfach täglich unterwegs, dazu gäbe es in den Sommermonaten eine zusätzliche Nassreinigung gegen Gerüche und Kaugummis.
  • Privatflächen:
    Auf Fotos erkennbar seien auch private Grundstücke. Hier liege die Verantwortung klar bei den Eigentümern.
  • Ausblick:
    Die Verwaltung prüft derzeit den Bau weiterer WC- und Urinalanlagen – ein politischer Auftrag liege vor.

Was fehlt

Genau hier liegt das Problem:
Die Stadt spricht von „bedarfsgerechten Öffnungszeiten“, geht aber nicht auf das Fehlen eines 24/7-Zugangs ein.
Wer nachts in der City unterwegs ist, hat praktisch keine legale Möglichkeit, ein WC zu nutzen.
Damit bleibt das Risiko hoch, dass Menschen ausweichen – mit den bekannten Folgen für Straßen, Ecken und Hauseingänge.

Auch die Kostenfrage wird ausgeblendet:
Viele empfinden es als Hemmschwelle, für eine Toilette zu bezahlen.
Für Obdachlose oder Menschen ohne Geld ist eine kostenpflichtige Anlage gar keine Option.
Faktisch braucht es kostenfreie und rund um die Uhr nutzbare Toiletten.

Reale Öffnungszeiten

Ein Blick in die offizielle Liste der Stadt zeigt: hier der Link zur entsprechenden Webseite der Stadt

  • Kröpcke (U-Bahn) & Klagesmarkt: geöffnet bis 02:00 Uhr.
  • Pfarrlandplatz: geöffnet bis 03:00 Uhr, aber nicht im eigentlichen Innenstadtbereich.
  • Christuskirche (Pissoir): 24h geöffnet, aber weit außerhalb der relevanten City-Hotspots.
  • Alle übrigen Anlagen schließen spätestens gegen 22:00 oder 23:00 Uhr, manche sogar schon deutlich früher.

👉 Faktisch bedeutet das: Im relevanten Innenstadtgebiet gibt es kein einziges 24/7-WC.
Nach 02:00 Uhr nachts herrscht dort ein Komplett-Ausfall.
In der gesamten Stadt existiert nur ein einziges Pissoir, das dauerhaft zugänglich ist.

Auch die von der Stadt genannten Alternativen sind trügerisch:

  • Sanifair in der Ernst-August-Galerie ist nur während der Geschäftszeiten nutzbar – abends und nachts geschlossen.
  • Rathaus und Landtag sind ebenfalls nur tagsüber zugänglich.
  • Gaststätten/Gastronomie bieten keinen Zugang, sobald sie schließen – und selbst geöffnet ist ein WC-Besuch ohne Konsum meist nicht möglich.

Wer trägt die Last?

Besonders problematisch:
Die Stadt verweist auf die Verantwortung privater Eigentümer.
Wer nachts keine legale Toilette findet, sucht sich naturgemäß eine Hausecke oder Einfahrt – nicht die offene Straße.
Genau dort entstehen die Verunreinigungen. Die Anwohner und Gewerbetreibenden müssen sie auf eigene Kosten beseitigen

👉 Damit zahlen die Betroffenen doppelt: für die fehlende Infrastruktur und für die Reinigung.

Littering und fehlende Konsequenz

Auch beim Thema Littering verweist die Stadt auf Aufklärung und Bußgelder.
Tatsächlich ist das Wegwerfen von Müll im öffentlichen Raum eine Ordnungswidrigkeit – mit Strafen von 20 bis 100 Euro, je nach Art des Abfalls.
Doch die Praxis zeigt: Die Präsenz der Ordnungskräfte reicht nicht aus, um das wirksam zu unterbinden.

Eine stärkere sichtbare Kontrolle könnte abschrecken – sei es durch mehr Präsenz, gezielte Kontrollen oder klare Schilder („Littering kostet 50 €“, „Wildpinkeln 100 €“).
Solche Maßnahmen würden zeigen: Die Regeln sind nicht nur Theorie, sondern werden auch durchgesetzt.

Weitere Kritikpunkte aus dem offenen Brief

  • Mülleimer:
    Viele sind zu klein oder überfüllt. Eine Lösung wäre: mehr und größere Mülleimer mit häufigerer Leerung.
  • Reinigung:
    Einzelne Bereiche sind trotz aller Bemühungen unzureichend sauber. Hier braucht es eine deutliche Verstärkung der städtischen Reinigung.
  • Vergleich mit anderen Städten:
    Während Hannover auf 100 € Regelbuße setzt, verlangen Amsterdam 140 €, Wien bis zu 700 € und Mallorca sogar bis zu 1.500 €. Diese Beispiele zeigen: spürbar höhere Strafen wirken – vorausgesetzt, sie werden auch konsequent durchgesetzt und sichtbar kontrolliert.
  • Moderne Lösungen:
    Andere Städte setzen auf selbstreinigende, barrierefreie WC-Anlagen. Warum nicht auch Hannover?
  • Signalwirkung:
    Hannover ist die Landeshauptstadt Niedersachsens. Wenn hier keine saubere und einladende Innenstadt gelingt – wie soll es dann in kleineren Städten funktionieren?
    Hannover muss Vorbild sein.
    Diese Vorbildfunktion sollte der Stadt auch etwas wert sein. Selbst wenn Investitionen zunächst teuer erscheinen, sind sie langfristig günstiger als die Folgen von Imageverlust, Reinigungskosten und schwindender Attraktivität.

Offene Fragen

  • Warum gibt es an zentralen Hotspots wie Kröpcke, Raschplatz oder Steintor keine 24/7-Lösung?
  • Bis wann ist konkret mit neuen Anlagen zu rechnen?
  • Wie will die Stadt sicherstellen, dass die Toiletten kostenfrei und ohne Hemmschwelle zugänglich sind?
  • Plant die Stadt mehr Präsenz und sichtbare Abschreckung gegen Littering und Wildpinkeln?
  • Wann kommen Pilotprojekte mit moderner WC-Technik oder neue Konzepte für mehr Sauberkeit?

Zusammenfassung

Die Stadt Hannover sieht das Problem, bleibt aber vage bei den Lösungen.
Wer nachts durch die City geht, weiß: Sauberkeit ist kein Bußgeld-, sondern ein Infrastruktur-Thema.
Hannover muss hier endlich Vorbild sein – für Niedersachsen und darüber hinaus.

👉 Was meint ihr: Reichen die bestehenden Angebote – oder braucht Hannover endlich Toiletten, die wirklich jederzeit und für alle erreichbar sind? Diskutiert mit uns.


Quellen:
Fotos: © P.R.-F.
Übersicht über Hannovers Toiletten
Antwort E-Mail auf den offenen Brief an die Stadt Hannover
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu

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