Sa. 16 Aug. 2025

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Interview – Sicherheitsmann berichtet aus dem Job-Center Lehrte

Polizei

Polizeieinsatz im Job-Center Lehrte

Lesedauer: 8 Minuten

Augenzeugenbericht eines Sicherheitsmitarbeiters

Mir gegenüber sitzt einer der Sicherheitsmitarbeiter des Job-Centers in Lehrte.
Von den Ereignissen des Tages gezeichnet. Nachdenklich. Frierend, obwohl der Kamin seine Wärme sendet.
An den Redakteuren der Zeitungen und an den Kameras des NDR ist er vorbeigelaufen.
Ich erkläre ihm, dass mich die Tat selbst oder der Täter nicht interessieren.
Die Ermittlungen sind Sache der Polizei und der Staatsanwaltschaft.
Die will ich nicht stören. Wir sind uns sympathisch. Wir duzen uns. Sein Handy brummt unentwegt. Viele, viele Nachrichten.
Nein, dafür hat er nicht die Kraft heute.

Deshalb aktualisiert er schnell seinen Status. „Es ist glücklicherweise niemandem etwas passiert. Mir geht es gut. Vielen Dank, dass Ihr an mich gedacht habt.“
Eigentlich möchte er nicht im Mittelpunkt stehen und deshalb bleibt er hier anonym.

Statusmeldung Sicherheitsmitarbeiter JobCenter Lehrte - Überfall

Hinter den Kulissen des JobCenters: Ein normaler Donnerstag beginnt

Wie geht es Dir aktuell?
Mein Tag war sehr anstrengend. Die Vernehmungen haben sehr lange gedauert und waren sehr anstrengend. Jetzt habe ich erst einmal gegessen und versuche zur Ruhe zu kommen.

Wie war Dein Tag heute?
Wie immer ist mein Tag um 7.45 Uhr im JobCenter gestartet. Donnerstag ist immer der stärkste Tag. Viele Menschen, viele Termine, viel zu tun. Bis zum Vormittag war alles wie immer.

Wie lange arbeitest Du schon im JobCenter und was machst Du?
Im neunten Jahr bin ich im JobCenter Lehrte. Ich bin Sicherheitsmitarbeiter und habe die Sachkundeprüfung nach § 34 A abgelegt. Damit bin ich befähigt, im Eingangsbereich des JobCenters für Sicherheit, Ordnung und Ruhe zu sorgen. Ich achte darauf, dass Ruhe ist und keine Telefone benutzt werden. Ich schlichte kleine Streitereien. Vorfälle mit Waffen gab es bisher nie. Die Kollegen vom JobCenter sind total nett und die meisten Kunden freundlich.

Ich bin etwas verwundert. Du arbeitest im Jobcenter für das Jobcenter, bist aber gar nicht beim Jobcenter angestellt. Erkläre mir das bitte mal.
Ich bin Mitarbeiter einer Wachschutzfirma, die für das JobCenter tätig ist. Die Firma musste ich schon mal wechseln, weil das Jobcenter regelmäßig Ausschreibungen macht, um kostengünstig Sicherheit einzukaufen.
Der Job ist immer der Gleiche, nur die Firma wechselt halt. Ab Januar 2024 übernimmt wieder eine neue Firma.

Wechselnde Sicherheitsfirmen im JobCenter

Dies wird die Firman PRIMETEC GmbH aus Hannover sein. (Anmerkung: Herr Kind ist Gesellschafter).
Die gleiche Firma sorgt für die Sicherheit in der Heinz-von Heiden-Arena.
Eine Führungskraft dieses Unternehmens war bereits da und hat dem Sicherheitsmitarbeiter die Weiterbeschäftigung angeboten. Er sagte dem Sicherheitsmitarbeiter, dass er sich neu bewerben könne und das die neue Firma nicht nach Tarif zahlt.
Der Sicherheitsbamte sagt dazu: „Das Gehalt wird beinahe wie auf einem türkischen Basar ausgehandelt. Das heißt auch weniger Urlaubs-und Weihnachtsgeld. Das hat mich nicht überzeugt.
Für diese Firma möchte ich nicht arbeiten. Daher endet meine Tätigkeit am 31.12. im Job-Center.“

Sicherheitsmann schildert die dramatischen Minuten

Der Sicherheitsmann schildert mir das Erlebte. Er hat dafür gesorgt, dass die Kunden des Job-Centers rausrennen und die Mitarbeiter sich in ihren Büros einschließen konnten. Wahrscheinlich nur Sekunden, gefühlt waren es Stunden. Er hat dem Täter nah gegenübergestanden und in den Lauf der Waffe gesehen.

Was ging Dir dabei durch den Kopf?
Ich habe mein Leben vorüberziehen sehen. Meine Liebsten, meinen Fußballverein, alles.
In Sekunden. Erwartend, dass ich jetzt Rechenschaft ablegen müsste. Ich hatte keine Angst vor dem Täter. Ich hatte Todesangst. Angst, dass alles vorbei ist.

Wie hast Du die Befreiung durch die Polizei erlebt?
Sie standen vor der Tür und riefen „Hier ist die Polizei. Öffne Sie“
Nein, ich habe nicht geöffnet. 10 Minuten habe ich mit meinem Kollegen gewartet und nicht geöffnet. Die kamen dann mit einem Schlüssel.
Da ich das für einen groben Patzer der Polizei halte, habe ich das natürlich auch dem Einsatzleiter mitgeteilt. Ein Verbarrikadierter kann nicht erkennen, ob es sich um die Polizei oder den Täter handelt.
Dieser Punkt soll auch aufgearbeitet werden. Ansonsten war die Polizei sehr zügig und in großer Mannschaftsstärke da. Professionell. Wir können uns auf unsere Polizei verlassen.

Gedanken des Sicherheitsmitarbeiters nach dem Vorfall

Hast Du über Dein Handeln nachgedacht? Wirst Du die nächsten Tage wieder arbeiten?
Ich habe überlegt, ob ich alles richtig gemacht habe. Hätte ich etwas anders machen können?
Was kann ich für die Zukunft lernen? Ob ich arbeiten kann?
Hm, ich hoffe es. Ich werde es versuchen. Überall kann doch etwas passieren.
Was mich wütend macht? Die Mitarbeiter des Jobcenters Lehrte haben zwei Alarmknöpfe.
Einen als Hilferuf, damit die Kollegen zur Hilfe eilen. Und einen Amok-Knopf. Der musste heute gedrückt werden.
Die Sicherheitsmitarbeiter, die für das JobCenter arbeiten, aber nicht in diesem angestellt sind, haben keinen Zugriff für diesen Knopf.
Wertvolle 5 Minuten sind vergangen, bis dieser durch einen Mitarbeiter gedrückt wurde.
Ich bin Mitarbeiter ohne Waffe und ohne Zugang zu den Alarmknöpfen.

Spielzeugwaffe oder nicht?

Die Realität aus Sicht des Sicherheitspersonals

Im NDR haben wir gerade gehört, dass es sich um eine Spielzeugwaffe gehandelt haben soll.
Die Nachricht an sich mag zwar korrekt sein, aber ihre Bedeutung ist belanglos. Die Schreie der Menschen, die Todesangst ausdrückten, hallten in meinen Ohren wider. Der Lauf dieser vermeintlichen Waffe war direkt auf mich gerichtet.
In diesem Moment erwog ich, panisch zu fliehen, mit der ständigen Furcht, von hinten erschossen zu werden. Der Gedanke, anzugreifen, durchzog meinen Verstand, doch die Angst, durch einen Angriff einen Schuss zu provozieren, hielt mich zurück.

Das Gebiet um das Jobcenter war Stunden gesperrt.
Ja, die Polizei musste mehrfach Menschen lautstark daran hindern, diese Sperrzone zu betreten. Das finde ich total egoistisch. Menschen haben Angst um ihr Leben und die Polizei will sie schützen. Doch für einige Mitbürger ist der Umweg zu weit.
Wir mussten ja auch auf Toilette. Das türkische Restaurant NEFIS Steinofen (liegt gegenüber vom JobCenter) hat einfach die Türen offengelassen, damit alle auf Toilette gehen konnten. Das fand ich total nett. Ich habe dem Mitarbeiter 2 Euro gegeben. Die wollte er gar nicht annehmen. Also bin ich einfach gegangen.
Vielen Dank für das ehrliche und kurzfristige Gespräch. Danke, dass es solche Menschen wie Dich gibt.

Arbeitsbedingungen im JobCenter

Blick auf Lohnentwicklung und Ausschreibungspraxis

Im Januar 2016 betrug der Stundenlohn eines Sicherheitsbeamten im Jobcenter 9 Euro. Aktuell sind es 13 Euro Stundenlohn. Bei 170 Stunden im Monat macht das 2.200 Euro brutto.
Zur Umsetzung des Sozialgesetzbuches II haben die Agentur für Arbeit Hannover und die Region Hannover im Jahr 2005 als Träger eine ARGE (Arbeitsgemeinschaft) Jobcenter Region Hannover gebildet. Seit 2011 lautet die offizielle Bezeichnung gemeinsame Einrichtung (gE) Jobcenter Region Hannover.
Das Jobcenter Region Hannover hat eine Trägerversammlung, die paritätisch aus den beiden Trägern, die Agentur für Arbeit Hannover und die Region Hannover, besteht.
Die Trägerversammlung legt die strategischen Leitlinien und Ziele des Jobcenters Region Hannover im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben fest.
Regionspräsident Krach (SPD) ist für die Region Hannover verantwortlich. Arbeitsminister Heil (SPD) ist für die Agentur für Arbeit verantwortlich.
Als Minister lässt er keine Kamera aus, um dafür zu werben, dass Firmen nach Tariflohn zahlen.
In seinem eigenen Haus duldet er es aber, dass eine Ausschreibung durchgeführt wird, in der eine Firma den Zuschlag erhält, die nicht nach Tariflohn zahlt.
Problemlos könnte er diese Ausschreibungen an eine Tarifpflicht binden.
Beiden werde ich dieses Interview zur Verfügung stellen.


Quellen:
Foto(s): Titelbild von Yildiray Yücel Kamanmaz auf Pixabay
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu

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