Lehrte – Vom Bauerndorf zur Eisenbahnstadt
Die Eisenbahn bringt den Wohlstand und Bedeutung nach Lehrte. Doch die ältesten Bodenfunde in Lehrte stammen bereits aus der Steinzeit (2000 v. Chr.). Seit über 4000 Jahren leben also Menschen in unserer Gegend.
Am Westhang des Ramsberges (auch Rhamesberg) fand man in Wohngruben Werkzeuge und Geräte aus Stein. Der Hügel Ramsberg misst 67 m und liegt zwischen Köthenwald und Ramhorst. Das Dorf Lehrte fand also erstmals 1147 in einer Urkunde Erwähnung und war über Jahrhunderte ein relativ unbedeutendes Bauerndorf. Doch dann kam die Eisenbahn.
Der Aufstieg durch die Eisenbahn
Mit dem Bau der Bahnstrecke Hannover–Braunschweig ab 1843 erlangte Lehrte somit erstmals größere Bedeutung, die in den folgenden Jahren mit der Verlängerung der Bahnstrecken nach Celle, Hildesheim und Berlin (Lehrter Bahn mit Lehrter Bahnhof) noch zunahm.
Zu Beginn des Eisenbahnbaus hatte der Ort 755 Einwohner, knapp 60 Jahre später schon fast 8.000 Einwohner.
Lehrte wurde zudem ein wichtiger Kreuzungsbahnhof in Deutschland, der als Nord-Süd und Ost-West Güterbahnhof galt. Im 19. Jahrhundert war Lehrte also ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt der Königlichen Hannöverschen Staatseisenbahn, die von 1843 bis 1866 bestand, da sie dann in die preußische Staatseisenbahn eingegliedert wurde. 1898 wurden dem Ort Lehrte dann schließlich die Stadtrechte verliehen. Mit der Eisenbahn siedelte sich zudem reichlich Industrie an, so gab es eine Tonwaren-, Mineraldünger-, Zement-, Konserven- und eine Zuckerfabrik. Deshalb ist Lehrte eine Stadt der Eisenbahn. Ein bedeutendes Zeitzeugnis dieser Zeit ist das Museumsstellwerk Lehrte.
Museumsstellwerk – Ein Stück Geschichte zum Anfassen
Das Museumsstellwerk Lpf* ist ein historisches Stellwerk in Lehrte. Im liebevoll gepflegten Stellwerk kann man somit sehr viel über die Geschichte und die Technik der Eisenbahn erfahren. Zudem hat man einen tollen Blick über die Gleisanlagen bis zum Bahnhof Lehrte. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt im Westen des Personenbahnhofes Lehrte zwischen den noch in Betrieb befindlichen Strecken nach Hannover und Celle. Errichtet wurde das Gebäude 1896, während die technische Einrichtung des mechanischen Stellwerkes von 1912 stammt.
Bis Oktober 1986 wurde von hier aus also der Lehrter Personenbahnhof kontrolliert und zusammen mit den anderen Stellwerken gesteuert.
*Das Kürzel „Lpf“ leitet sich aus dieser ehemaligen Funktion ab. Es steht hier für Lehrte Personenbahnhof Fahrdienstleiter. Der Modelleisenbahnverein Lehrte mietete nach der Stilllegung das Gebäude von der Deutschen Bundesbahn, mit dem Ziel, es als Museum zu erhalten. Die Mitglieder des Vereins haben es sich also zur Aufgabe gemacht, die historischen Anlagen zu pflegen und einsatzbereit zu halten. Ein besonderes Highlight des Museumsstellwerks ist die H0-Modelleisenbahn.
H0-Modelleisenbahn vom Bahnhof Lehrte um 1960
Für die 21 Meter lange und 3 Meter breite H0-Modelleisenbahnanlage des Lehrter Personen-Bahnhofs wurde der ehemalige Spannwerksraum vollständig umgebaut. Die Anlage zeigt somit den Bahnhof Lehrte um das Jahr 1960 und umfasst mehrere hundert Meter Gleise. Die Weichen, Signale und Züge können zudem digital über ein PC-Programm gesteuert werden, das eine detaillierte und präzise Bedienung der Anlage ermöglicht. Eine weitere Besonderheit der Anlage ist der Weltrekord, aufgestellt am 2. April 1989.
Damals zog eine Modellokomotive beeindruckende 400 sechsachsige Güterwagen und stellte somit einen einzigartigen Rekord auf. Dieses historische Ereignis ist bis heute ein besonderer Stolz des Modelleisenbahnvereins Lehrte e. V..
Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in den zahlreichen Gebäudemodellen und der aufwendigen LED-Lichtanlage, die die Atmosphäre der damaligen Zeit perfekt einfängt. Die Mitglieder des Vereins arbeiten kontinuierlich daran, die Anlage weiter zu verbessern und die Geschichte des Lehrter Bahnhofs für Besucher erlebbar zu machen.
Öffnungszeiten, Preise, Unterstützung
Das Museumsstellwerk Lpf ist an jedem vierten Sonntag im Monat von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 3,00 Euro für Erwachsene, 1,00 Euro für Kinder und 5,00 Euro für Familien.
Gruppenpreise und Führungen können nach Absprache vereinbart werden.
Der Modelleisenbahnverein Lehrte e. V. sucht zudem stets nach aktiven Mitgliedern und Förderern, die dazu beitragen, ein Stück Lehrter Eisenbahngeschichte zu erhalten.
Neben finanzieller Unterstützung sind vor allem auch Sachspenden oder historisches Material wie alte Fotos und Dokumente aus der Lehrter Eisenbahngeschichte willkommen.
Interessierte können sich sonntags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr oder donnerstags ab 16.00 Uhr mit den Vereinsmitgliedern treffen.
Kontakt und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Vereins: www.mev-lehrte.de.
Quellen:
Fotos: © T.Janus
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu
Hallo Herr Janus,
ein super Artikel, da ich mich auch mit Lehrte beschäftige, kann ich Ihnen sagen, das Lehrte als Erste Lehreth genannt wurde. Der 1. Ortstein steht im Dorf. Ich habe ein Foto von dem Stein, sowie ein Foto von der Bronzetafel. Falls Sie Fragen haben, können Sie mich gerne kontaktieren.
Viele Grüße
Elke Müller
Hallo Frau Müller,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Sehr nett. Es macht Spaß, die Geschichte unserer Heimatstadt zu erkunden und weiter zu erzählen. Interessante Ereignisse, interessante Orte, interessante Menschen.
Ich befasse mich gerne mit Ihrer Anregung, mache mich noch etwas schlau und komme im Laufe der nächsten Woche gerne auf Sie zu. Viele Grüße 🖖