Tierschützer entsetzt über Leserbrief: „Unvorstellbar, das Leiden unschuldiger Tiere zu fordern!“
Ein jüngst erschienener Leserbrief im Nordhäuser Kurier, veröffentlicht am 12. Oktober 2024, sorgt für Aufsehen und Empörung unter Tierschützern. Der Brief, der an die Öffentlichkeit gerichtet war, plädiert offen für das Töten von Katzenjungen. Um so die vermeintliche Überpopulation streunender Katzen zu kontrollieren. Ein Vorschlag, der laut dem Landestierschutzverband Thüringen e. V. moralisch wie rechtlich absolut untragbar ist.
Kevin Schmidt, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Thüringen e. V., verfasste als Antwort auf diesen Leserbrief eine umfassende Gegendarstellung. Diese Gegendarstellung spricht sich klar gegen die im Brief vertretenen Ansichten aus.
„Selten habe ich eine so erschreckende und empathielose Haltung gegenüber Lebewesen gelesen“, äußert sich Schmidt. „Der Vorschlag, Tiere zu töten, statt sich für eine Kastration einzusetzen, ist moralisch und rechtlich untragbar.“
Für Schmidt zeigt dieser Leserbrief eine erschreckend rückschrittliche Perspektive, die eher an längst vergangene Zeiten erinnert. Solche Ansichten haben in einem zivilisierten und ethisch verantwortungsbewussten Jahrhundert keinen Platz.
Gesetzliche Grundlagen und die Rolle des Tierschutzes
Der Tierschutz ist seit 2002 in Deutschland als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Artikel 20a GG verpflichtet den Staat und damit auch die Gesellschaft, Tiere vor Leid und Schmerz zu bewahren. Außerdem aktiv für deren Rechte einzutreten. Das Tierschutzgesetz (§ 1 TierSchG) verbietet es ausdrücklich, einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen.
Der Landestierschutzverband Thüringen betont in seiner Stellungnahme, dass Tötungen als Mittel zur Reduzierung der Katzenpopulation nicht nur unethisch, sondern auch gesetzeswidrig sind. Solche Maßnahmen widersprechen den geltenden Vorschriften und stellen laut Schmidt einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Stattdessen setze sich der Verband für präventive und nachhaltige Lösungen ein. Insbesondere für Kastrationsprogramme, die eine humane und effektive Reduzierung der Streuner-Population ermöglichen.
Kastration als nachhaltige Lösung
Der Leserbrief thematisiert die steigende Zahl herrenloser Katzen und die damit verbundenen Herausforderungen für die Städte und Gemeinden. Doch laut Schmidt ist die Forderung nach Tötungen in keiner Weise eine Lösung des Problems. Im Gegenteil: Die Tötung von Katzenjungen trage nur dazu bei, die Thematik auf unethische und grausame Weise zu umgehen. Anstatt langfristig wirksame Maßnahmen zu fördern.
Kastrationsprogramme hingegen haben sich als effizientes Mittel zur Reduzierung der Population verwilderter Katzen bewährt. „Statt den Tod unschuldiger Tiere als Lösung zu propagieren, sollten wir uns auf nachhaltige Strategien wie Kastration konzentrieren“, fordert Schmidt in seinem Schreiben.
Mit einem flächendeckenden Kastrationsprogramm lasse sich die Zahl der streunenden Katzen auf humane Weise reduzieren. Ohne dabei den Tieren Leid zuzufügen oder gegen gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen.
Kritik an „Whataboutism“
Der Landestierschutzverband Thüringen wirft dem Verfasser des Leserbriefs außerdem vor, mit seinem Schreiben eine Taktik des „Whataboutism“ zu verfolgen. Whataboutism ist eine Ablenkungsstrategie. Bei der auf andere Probleme verwiesen wird, um Kritik abzuwenden. Oder um unangenehme Diskussionen zu vermeiden, ohne das eigentliche Thema zu beantworten.
Durch das Ablenken auf andere Missstände, wie etwa das Problem herrenloser Hunde aus dem Ausland, werde versucht, die Diskussion vom eigentlichen Thema abzulenken. „Wer auf solche moralisch fragwürdige und verrohende Ideen wie das Töten von Tieren kommt, hat kaum das Recht, Kritik an den engagierten Bemühungen des Tierschutzes zu üben“, so Schmidt.
Ein Appell an die Gesellschaft
In seinem abschließenden Appell hofft Schmidt, dass die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger die Aussagen des Leserbriefs entschieden zurückweisen. Zudem plädiert Schmidt, sich weiterhin für einen ethischen und gesetzlich verankerten Tierschutz einzusetzen. „Wir alle tragen Verantwortung für die Schwächsten in unserer Gesellschaft – und das schließt auch Tiere ein“, betont Schmidt.
Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, in der Diskussion über Tierschutz klare ethische und rechtliche Grenzen zu setzen. Eine Rückkehr zu Tötungsmethoden, die das Leben fühlender Wesen missachten, kann und darf in einer modernen Gesellschaft nicht als Lösung akzeptiert werden. Der Landestierschutzverband Thüringen bleibt bei seiner Position: Nachhaltiger Tierschutz bedeutet Kastration und Verantwortung – nicht Gewalt und Tötung.
Quellen:
Fotos: © frimufilms auf Freepik
Pressemeldung / Stellungnahme: K. Schmidt – Tierschutzbund
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