53.000 Euro für einen roten Streifen – Was steckt dahinter?
Was würdet Ihr mit 53.000 Euro machen, wenn Ihr diese in Eurer Stadt ausgeben könntet?
Die Region Hannover, die im nächsten Jahr mit 115 Millionen Euro Schulden plant, hat für den 1.200 m langen Fahrradschutzstreifen in Steinwedel 53.000 Euro ausgegeben. Seit August 2023 habe ich verantwortliche Kommunalpolitiker und die Region Hannover mehrfach um Auskunft gebeten. Meine Hartnäckigkeit hat jetzt zu Antworten geführt.
Natürlich sind die 53.000 Euro nicht alles. Eine Ausschreibung wurde durchgeführt. Anträge für Fördermittel sind gestellt worden. Pläne gemacht und kontrolliert, die Abnahme und mehrere Vor-Ort-Termine organisiert. Zusätzlich sind elektronische Hinweistafeln an den Ortseingängen aufgestellt gewesen. Das alles kostete Geld, viel Geld der Steuerzahler.
Ein Streifen ins Nichts?
Viele Bürger fragen sich nach der Sinnhaftigkeit. Der Fahrradschutzstreifen beginnt mitten auf der Straße am Ortseingang und endet im Nichts am Ortsausgang. An den eigentlichen Gefahrenstellen gibt es ihn nicht, da es dort zu eng für ihn ist.
Ein CDU-regiertes Bundesland hat schwarze, eine grüne Berliner Verkehrssenatorin setzte grüne durch und Steinwedel hat nun einen roten Fahrradschutzstreifen. Natürlich hat das nichts mit der SPD zu tun. Die Region Hannover hat dafür eine schlüssige Begründung.
Frage an die Region: Warum rot?
In Deutschland mit seinen vielen Vorschriften scheinen Fahrradschutzstreifen keine Rolle zu spielen. Im Rheinland (CDU-regiert) gibt es schwarze Streifen. In Berlin Steglitz-Zehlendorf gibt es grüne Streifen (auf Initiative der grünen Verkehrssenatorin). In Steinwedel gibt es jetzt einen roten Streifen. Zufall oder Absicht (wegen der SPD-Mehrheit in der Region meine ich 😉 )?
Die Rotmarkierung der Schutzstreifen soll die visuelle Erkennbarkeit der Radverkehrsführung hervorheben.
Um die Wirkung der Roteinfärbung beurteilen zu können, wurde eine Vorher-Nachher-Untersuchung durchgeführt. Die Roteinfärbung hat sich positiv auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt. Der Radverkehr ist auf der Fahrbahn besser sichtbar und wird durch die Roteinfärbung vermehrt durch Radfahrende genutzt. Auch das Befahren der Schutzstreifen durch den Kfz-Verkehr hat abgenommen. Die Farbwahl wurde seinerzeit getroffen, um eine Einheitlichkeit in der Region Hannover zu erreichen. Die Landeshauptstadt Hannover hatte bereits rote Schutzstreifen.
Frage an die Region: Welche Kosten sind für die Errichtung des Fahrradschutzstreifens in Lehrte-Steinwedel angefallen?
Die Gesamtkosten für die Maßnahme betrugen rund 53.000 Euro, davon entfielen etwa 36.000 Euro auf die rote Markierung. Die Umsetzung wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Frage an die Region: Wie wurde die Maßnahme geplant?
Die Maßnahmen wurden ordnungsgemäß ausgeschrieben. Die Planung umfasste auch Förderanträge und mehrere Vor-Ort-Termine, bei denen die Umsetzung kontrolliert und schließlich abgenommen wurde. Zusätzliche Kosten entstanden durch elektronische Hinweistafeln, die am Ortseingang aufgestellt sind.
Frage an die Region: Was macht ein Fahrradschutzstreifen im Winter für Sinn?
Man sieht ihn ja dann häufig nicht. Hintergrund der Frage: Die örtlichen Anhänger der Grünen sehen diesen Fahrradschutzstreifen ja als Mittel, die Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen. Leider müssen die meisten Menschen auch bei Schneefall zur Arbeit fahren, weil sie kein Home-Office machen können.
Schutzstreifen sind Bestandteil der Fahrbahn. Auch auf Farradschutzstreifen räumt der Winterdienst. Ist der Schneefall so stark, dass sich eine Schneedecke bildet, ist der Schutzstreifen wie die übrige Markierung nicht mehr erkennbar. Die Sinnhaftigkeit einer Maßnahme für das ganze Jahr steht jedoch nicht in Abhängigkeit von solchen Extremsituationen.
Frage an die Region: Warum fehlen Schutzstreifen an Gefahrenstellen?
Wenn ein Fahrradschutzstreifen für die Verkehrssicherheit so wichtig ist, was ergibt er dann für Sinn, wenn er an den wirklichen Gefahrenstellen, wie Kurven und so weiter, nicht vorhanden ist?
Grundsätzlich sind Schutzstreifen auch in Kurven markiert. Je nach Örtlichkeit kann es jedoch Ausnahmen geben.
z. B. wenn die erforderliche Restfahrbahnbreite nicht erreicht wird.
Für die Markierung eines Schutzstreifens ist z. B. eine Restfahrbahnbreite von 4,50 m vorzusehen, bei einstreifiger Fahrbahn (z. B. auf Mittelinseln) sind 3,75 m erforderlich (2,25 m Restfahrbahnbreite + 1,50 m Schutzstreifen).
Wird diese Restfahrbahnbreite nicht erreicht, muss der Schutzstreifen unterbrochen sein.
Der Schutzstreifen verdeutlicht lediglich die bestehende Radverkehrsführung und reserviert einen Teil der Fahrbahn für den Radverkehr.
Quellen:
Fotos: © T. Janus
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu