Fr. 17 Jan. 2025

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Lehrte – von germanischer Siedlung zum Eisenbahnknotenpunkt

Tradition und Fortschritt – Lehrte im Spiegel der Geschichte

Erste Siedlungen – Spuren aus der Steinzeit

Die Geschichte Lehrtes reicht weit zurück. Bereits in der Steinzeit, um 2000 v. Chr., ließen sich Menschen am Westhang des Ramsberges nieder. Archäologische Funde, wie Wohngruben und Werkzeuge aus Stein, zeugen von der frühen Besiedlung. Während des Baus der Eisenbahnstrecke Lehrte–Hildesheim im Jahr 1845 wurde zudem ein Gräberfeld entdeckt.
Es enthielt Grabbeigaben wie Gefäße und Schmuck, die auf eine entwickelte Gemeinschaft hinweisen. Die Lage der Siedlung war strategisch günstig. Der nahegelegene Bach bot Wasser und Schutz vor Feinden.

Vom Bauerndorf zur Eisenbahnstadt

Die erste urkundliche Erwähnung Lehrtes stammt aus dem Jahr 1147, damals noch unter dem Namen »Lereht«.
Wie viele germanische Siedlungen entstand das Dorf an einem Hügel und in der Nähe von Wasserquellen. Drei Hauptwege bildeten das Zentrum des Dorfes, die heute als Osterstraße, Mühlenstraße und Hagenstraße bekannt sind. Diese Struktur war typisch für mittelalterliche Siedlungen in der Region.
Jahrhundertelang blieb Lehrte ein unscheinbares Bauerndorf. Mit dem Bau der Bahnstrecke Hannover–Braunschweig ab 1843 begann jedoch ein rascher Wandel.
Die Eisenbahnverbindung machte den Ort zu einem bedeutenden Knotenpunkt. Weitere Strecken nach Celle (1845), Hildesheim (1846) und Berlin (1871) folgten. Zwischen 1843 und 1903 stieg die Einwohnerzahl somit von 700 auf etwa 5.000. Lehrte wurde 1898 das Stadtrecht verliehen.

Industrie und städtebauliche Entwicklung

Die Eisenbahn zog zahlreiche Industrien an. Neben Tonwaren- und Zementfabriken entstanden ein Mineraldüngerwerk, eine Zuckerfabrik und eine Konservenfabrik. Hermann Manske, ein einflussreicher Unternehmer, gründete 1881 die Zementfabrik Germania. Obwohl diese 1910 wieder schloss, hinterließ sie spürbare Spuren in der Entwicklung der Stadt.

Hermann Manske und das Krankenhaus

Hermann Manske engagierte sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial. Am 4. April 1892 brach in seiner Zementfabrik »Portland Cement Germania« ein Großbrand aus, der das Werk schwer beschädigte.
Rund 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Dieser Vorfall verdeutlichte die mangelhafte medizinische Versorgung in der Region, insbesondere für die zahlreichen Arbeiter und ihre Familien.

Als Reaktion auf diese Katastrophe stiftete Manske 1895 ein Krankenhaus, das für die wachsende Bevölkerung von großer Bedeutung war. Das Krankenhaus umfasste zunächst 20 Betten und richtete sich speziell an Arbeiter und ihre Familien.
Manske finanzierte das Projekt aus seinem persönlichen Vermögen, um die medizinische Versorgung in Lehrte zu verbessern. Die Einrichtung wurde zu einem Vorreiter moderner Krankenpflege in der Region.
Gleichzeitig ließ er die prächtige Villa Nordstern erbauen, die nach seinem Lieblingspferd benannt wurde und in der er selbst zeitweise lebte. Nach Jahren des Leerstands und drohendem Verfall wurde die Villa saniert und beherbergt heute die vom Lehrter Sport-Verein (LSV) betriebene Bewegungs-Kita.
Zudem öffnet die Villa jährlich zum Tag des offenen Denkmals ihre Türen für Besucher und erinnert noch immer an Manskes bedeutenden Beitrag zur Stadtgeschichte.

Auch in den folgenden Jahrzehnten prägten industrielle und infrastrukturelle Projekte die Stadt. Der Bau der Autobahn A2 in den 1930er Jahren brachte nicht nur den Hohnhorstsee als Folge der Kiesentnahme hervor, sondern förderte auch die regionale Anbindung Lehrtes. Gleichzeitig expandierten Unternehmen, und Lehrte entwickelte sich zu einem der wichtigsten Viehumschlagplätze in Norddeutschland. Hier wurden wöchentlich Viehmärkte abgehalten, die weit über die Region hinaus bekannt waren. Neben der Landwirtschaft profitierte auch die Logistikbranche von Lehrtes zentraler Lage. Diese Entwicklungen veränderten die Stadt nachhaltig und legten den Grundstein für ihren modernen Charakter.

Die Gebietsreform von 1974

1974 brachte die Gebietsreform einige Veränderungen. Lehrte vereinigte sich mit umliegenden Gemeinden wie Ahlten, Aligse und Hämelerwald zur »neuen Stadt Lehrte«. Diese Fusion ermöglichte eine bessere Verwaltung und die Optimierung regionaler Ressourcen. Gleichzeitig wurde der Landkreis Burgdorf aufgelöst und in den neuen Landkreis Hannover integriert.
Diese Veränderungen schufen die Grundlage für Lehrtes heutige Struktur.

Wirtschaftliche und infrastrukturelle Fortschritte

Seitdem hat sich Lehrte kontinuierlich weiterentwickelt.
Innerstädtische Gewerbeflächen wurden in Wohn- und Freizeitbereiche umgewandelt, während Bahnschrankenübergänge modernen Trogbauwerken Platz machten, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Bereits vor der Gebietsreform spielte die Miele-Fabrik, die 1965 in Lehrte gegründet wurde, eine zentrale Rolle als wichtiger Arbeitgeber und Produzent.
Nach der Gebietsreform siedelten sich zahlreiche Logistikzentren an, die dank der verkehrsgünstigen Lage die regionale Wirtschaft weiter stärkten und Lehrte zu einem bedeutenden Drehkreuz im Güterverkehr machten.
Diese Zentren stärkten die regionale Wirtschaft und machten die Stadt zu einem bedeutenden Drehkreuz im Güterverkehr. Trotz der Herausforderungen durch stillgelegte Eisenbahnflächen, wie den alten Verschiebebahnhof, gelang es der Stadt, ihr Zentrum mit neuen Geschäften und Dienstleistungsangeboten zu beleben. Gleichzeitig entstanden attraktive Gewerbegebiete, die innovative Unternehmen anziehen und Arbeitsplätze schaffen.

Kultur und Gemeinschaft

Auch kulturelle Traditionen, wie das traditionsreiche Schützenfest, das seit Jahrzehnten die Gemeinschaft zusammenbringt, tragen zur Identität Lehrtes bei. Besonders hervorzuheben ist die Rolle des Lehrter Schützen-Corps, welches die Organisation des Festes übernimmt. Ergänzt wird dies durch ein vielfältiges Vereinsleben, das von Sport- und Musikvereinen bis hin zu sozialen Initiativen reicht und das gesellschaftliche Leben der Stadt nachhaltig prägt.

Die Stadt bietet zudem mit Kulturzentren wie dem Kurt-Hirschfeld-Forum und der Städtischen Galerie Lehrte weitere Anlaufpunkte für Veranstaltungen, Ausstellungen und kulturelle Begegnungen.
Seit 2023 findet zudem ein jährliches Stadtfest statt, das nach dem Jubiläumsjahr 125 Jahre Lehrte eingeführt wurde und seither zahlreiche Besucher aus der Region anzieht.
Auch der Lehrter Citylauf, begeistert jedes Jahr Teilnehmer aller Altersgruppen und zählt zu den beliebten Veranstaltungen, die die Gemeinschaft fördern.
Gemeinsam schaffen diese Elemente eine lebendige und abwechslungsreiche Kulturszene, die Lehrte zu einem besonderen Ort für Einwohner und Besucher macht.

Lehrte heute – Historische Wurzeln und moderne Visionen

Lehrte vereint heute historische Identität mit moderner Urbanität. Die Stadt zeigt eindrucksvoll, wie Tradition und Fortschritt harmonisch miteinander verbunden werden können. Historische Bauwerke wie die Villa Nordstern erinnern an Lehrtes Wurzeln, während moderne Logistikzentren und neue Wohnquartiere die zukunftsorientierte Entwicklung repräsentieren.

Allerdings steht Lehrte auch vor großen Herausforderungen. Die Schließung des Krankenhauses, die Verlagerung des Wertstoffhofs nach Sehnde und die Abwanderung von Unternehmen wie der Commerzbank und Postbank stellen die Attraktivität der Stadt auf die Probe. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit einer klugen Stadtplanung, um Lehrte weiterhin lebenswert und wirtschaftlich attraktiv zu halten.

Kulturelle Highlights wie der Citylauf, das Stadtfest und das traditionsreiche Schützenfest stärken die Gemeinschaft und ziehen Besucher aus der Region an. Trotz der Herausforderungen bietet Lehrte durch sein vielfältiges Vereinsleben und das Engagement seiner Bürger viele Ansätze, die Zukunft positiv zu gestalten.

Mit einer bewegten Geschichte, die von der Steinzeit bis zur Gegenwart reicht, bleibt Lehrte ein Ort, der Tradition und Innovation miteinander verbindet.

Haben Sie spannende Erinnerungen oder Wissen über Lehrtes Geschichte?
Teilen Sie Ihre Bilder und Geschichten und tragen Sie dazu bei, das Bild unserer Stadt weiter zu bereichern und zu zeichnen.
Jede Geschichte zählt!


Quellen:
Fotos: © P. R.-F.
Auszug:
Stadtgeschichte Lehrte – Offizielle Website der Stadt Lehrte
Lehrtes Entwicklung – Region Hannover (Tourismus und Geschichte)
Hermann Manske und die Zementfabrik Germania – Geschichtlicher Beitrag
und weitere
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu