Am Ende von Karo Pilz
Die Faust trifft mich mitten ins Gesicht. Unerwartet. „So sprichst du Schlampe nicht mit mir“, schreit mich mein Freund an. Mein Freund. Seit einigen Wochen habe ich wieder einen Freund. Warum gerate ich immer an die Drogensüchtigen, die Schläger, die Arbeitslosen? Meine Nase blutet und ich halte schützend meine Hände davor. „Es tut mir leid“, murmelt er und wendet sich ab. Wut steigt in mir auf. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Mann mich schlägt. Mein Mann. Aber es wird das letzte Mal sein. Instinktiv greife ich nach einer der Bierflaschen, die noch immer auf dem Tisch stehen und schlage damit auf seinen Schädel. Mit einem Klirren zerbricht sie in tausend Stücke. Erschrocken fährt er herum, starrt mich an und seine schwieligen Hände greifen nach meinem Hals. Seine Finger, gelb von den unzähligen Zigaretten, umklammern meinen Hals mit festem Griff. Beim Atmen höre ich meine Lunge pfeifen und sie beginnt langsam zu brennen, ich bekomme keine Luft. Meine Hände umfassen seine Handgelenke, aber er lässt nicht locker. Panik breitet sich in mir aus, das Brennen in meiner Lunge wird langsam unerträglich. Er schaut mich nur an und seine Hände lassen nicht locker.
Quellen
© Karolin Pilz 21. Mai 2020
Bild von Enrique Meseguer auf Pixabay