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Krankenhaus

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Notfall im Alltag – Die schrille Realität

Ein Donnerstagabend. Feierabend. Das Handy klingelt schriller als sonst. Es wird die nächsten 17 Tage immer schriller klingeln. RETTUNGSEINSATZ! Einer meiner Herzensmenschen muss dringend in ein Krankenhaus. Es geht um Leben oder Tod. „In welches Krankenhaus der Patient kommt, wissen wir noch nicht. Aber das Krankenhaus wird sich melden.“ sagt der Notarzt. Fünfundachtzig unendlich lange Minuten vergehen. Dann meldet sich das Nordstadtkrankenhaus in Hannover. Ab diesem Moment hat das Krankenhaus zwei Patienten, denn auch meine Gedanken sind ständig dort. Handy laut, auch in der Nacht. Familie und Freunde informieren. Trösten und sich trösten lassen. Ab jetzt heißt es, funktionieren.

Die Odyssee zur medizinischen Versorgung

Mein Krankenhaus ist 31 km entfernt. Andere Lehrter haben mir erzählt, dass sie nach Peine (26 km) fahren. Oder nach Neustadt (50 km). In einer Ratssitzung in Lehrte habe ich mal von einigen Politikern gehört, dass alle Krankenhäuser durch den ÖPNV gut erreichbar sind. Von der Immenser Kirche bis zum Lehrter Krankenhaus sind es 8 km und man ist in 20 Minuten dort. Bis zum Nordstadtkrankenhaus braucht man eine Stunde. Die Fahrt ist abwechslungsreich, denn man muss dreimal umsteigen. Sprinti, Regionalexpress, U 7, U 11 und dazwischen 300 m Fußweg.

Klrankenhaus

Für jemanden mit Rollator wäre dies nicht durchführbar, denke ich. Aber es gibt ja noch das Taxi. Ein Besuch im Krankenhaus soll damit zirka 180 Euro kosten. Das ist mir zu teuer. Also fahre ich mit dem Auto. Das ist sehr entspannend, weil man häufig steht, denn die Besuchszeit fällt genau in die Rushhour und die Fahrt dauert dadurch eine Stunde.

Erste Eindrücke – Ein Krankenhaus mit Geschichte

Krankenhaus

Ich war noch nie hier. Über dem Eingangstor fällt mir auf, dass beim Wort Krankenhaus das »U« abgefallen ist und fehlt. Irgendwann habe ich mal gelernt, dass wenn die Form schon fehlerhaft, der Inhalt meist nicht besser ist. Ich laufe über das Gelände und verspüre eine Abneigung. Wirkt wie eine alte Militärkaserne aus dem Kaiserreich, denke ich. Viele zweistöckige Gebäude, die Kellerfenster vergittert, mit rotem Klinker.

Bin ich froh, dass ich nicht Architektur studiert habe. Dieser Stilmix würde heißen „Wenn ich was Neues brauche, baue ich das an das alte ran und das sieht dann so aus, wie ich Geld habe“. Da eine Erdwärmepumpe, da ein kleines Gerüst, weil irgendetwas repariert wird, da alte Holzfenster, an denen die Farbe fehlt, da eine fehlende Dachrinne, wodurch sich der Schimmel ausbreitet, da alte Neubauten , die 30 oder 40 Jahre alt sind. Das dieses Krankenhaus mit einem Minus von 11,2 Millionen Euro im Jahr 2023 der größte Verlustbringer des KRH ist, wundert mich nicht. So ein Wirrwarr ist wirtschaftlich nicht zu betreiben. Wie ich später lese, war es keine kaiserliche Kaserne. Es wurde 1895 erbaut und gehört zu den ältesten Krankenhäusern in Hannover.

Hinter den Kulissen – Ein Blick auf den Krankenhausalltag

495 Betten werden hier für Patienten bereitgehalten. Ich habe außer einem Oberarzt, nie einen Mitarbeiter zweimal gesehen oder gehört. Kein Wunder, 821 Mitarbeiter arbeiten hier. Ich fahre jeden zweiten oder dritten Tag hin, die anderen Tage will ich mich telefonisch nach dem Befinden erkundigen. Eine einzelne Station kann man nicht anrufen, man muss immer über die Zentrale gehen. Die Warteschleifen-Musik kann ich jetzt mitsummen. Da mein Patient nicht ansprechbar ist, muss ich mich also auf die Auskunft der Station verlassen.

Krankenhaus

Ich frage also immer, wie es dem Patienten geht. Die Antworten sind dann „da muss ich eben mal im PC nachschauen“, „ich habe gerade erst angefangen und habe den Patienten noch nicht gesehen“, „ich habe ihn einmal heute gesehen und da war es so …“. Das kannte ich ja schon. Bei meinem ersten Besuch hat mir eine blutjunge Assistenzärztin, ohne den Patienten gesehen zu haben, die Diagnose aus dem PC wunderbar erklärt.

Kommunikation und Missverständnisse – Eine tägliche Herausforderung

Krankenhaus

Öfter habe ich dann mit Ärzten das Spiel „Telefonieren mit Erfolg ist nicht so leicht“ gemacht. Leider konnte ich als Patient meinem Krankenhaus nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen, da ich nebenher noch arbeiten ging. Und da musste dann das Handy auch mal eine Stunde still sein. Und genau dann hat natürlich immer ein Arzt angerufen. Die Telefone sind aber so eingestellt, dass ein Rückruf unmöglich ist.

Also Rückruf über die Zentrale, Warteschleife, Station – Pech, der entsprechende Arzt war gerade in Visite. Das ging dann meist zwei, dreimal hin- und her und dann haben wir uns auch schon bekommen. Die Deutsch-Kenntnisse eines Arztes waren leider für ein Gespräch über Leben und Tod und den Umgang damit, nicht wirklich ausreichend. Wir haben uns aber beide bemüht.

Die menschliche Seite der Medizin

Eine Ärztin hatte wirklich Humor „Der Oberarzt möchte Sie jetzt sprechen, können Sie kommen?“ Ich wies darauf hin, dass ich mich zwei Stunden entfernt vom Krankenhaus befand. „Oh, das wird knapp, da geht der Oberarzt in den Feierabend.“ Eine andere Ärztin muss wohl vermutet haben, dass ich sämtliche wichtige Unterlagen immer im Pilotenkoffer bei mir führe, denn sie sagte bei einem Anruf „Bringen Sie jetzt bitte die Patientenverfügung mit“. Sie brauchte etwas länger, vielleicht lag es auch hier an den nicht perfekten Deutschkenntnissen, um zu verstehen, dass ich mich genau in diesem Moment auf der anderen Seite von Hannover befunden hatte. Ich musste also erst nach Lehrte über Hannover und dann wieder zurück nach Hannover fahren.

Abschied und Nachdenken – Ein Blick in die Zukunft

Glücklicherweise konnten mein Patient und ich das Nordstadtkrankenhaus nach diesen aufregenden Tagen wieder verlassen. Ausdrücklich möchte ich sagen, dass sämtliche Mitarbeiter und Ärzte sehr nett und hilfsbereit waren. Dafür DANKE! Die Mitarbeiter sind toll, die Umstände sind es nicht.

Für die Medizinstrategie 2030 soll das Nordstadtkrankenhaus schließen und in einen noch zu planenden und realisierenden Anbau in das Siloha umziehen. Das ehemalige Nordstadtkrankenhaus soll dann von der Psychiatrie Langenhagen genutzt werden. Der Umbau des beschriebenen Geländes soll 39 Millionen Euro kosten.

Wenn man so viel Geld für große Dinge braucht, muss man bei den kleinen natürlich sparen. Mein Patient hatte einen Krankenhauskeim und wurde deshalb isoliert. Für Besuche musste ich also komplett Schutzkleidung anlegen. Eine nette Schwester erklärte mir, dass sie auch gleich in das Zimmer käme. „Bitte wundern Sie sich nicht, dass ich nur einen Mundschutz trage. Wir sind angewiesen, aus Kostengründen Schutzkleidung zu sparen.“ Meine Erwiderung „Dann hoffen wir mal, dass das Virus dies versteht …“

Krankenhaus

Quellen:
Foto(s): © Thomas Janus
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu

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