Ein Leserbrief aus Lehrte
Ein Leserbrief hat uns erreicht, in dem eine Lehrterin von ihrem Krankenhausaufenthalt in Großburgwedel berichtet.
Sie schildert eindrücklich die Herausforderungen rund um Anreise, Aufenthalt und Entlassung.
Dabei geht es nicht nur um persönliche Hürden, sondern auch um strukturelle Probleme im Krankenhausbetrieb.
Hier ist ihr Erfahrungsbericht.
Schwieriger Start – Anreise zum Vorgespräch und Aufnahmegespräch
Anfang des Jahres war ich für fünf Tage im Krankenhaus in Großburgwedel.
Für einen geplanten Eingriff gibt es ein Vorgespräch und ein Aufnahmegespräch.
Damit fingen meine Schwierigkeiten schon an. Ich besitze kein Auto. Aufgrund persönlicher Umstände muss ich auch sehr auf mein Geld achten und bin auch auf einen Nebenjob finanziell angewiesen. Ich musste also erst einmal nach Großburgwedel kommen und außerdem möglichst wenig Zeit dafür gebrauchen, um noch arbeiten zu können.
Für das Vorgespräch borgte mir jemand sein Auto, sodass ich das hinbekommen habe. Für den Tag zum Aufnahmegespräch habe ich zum Glück jemanden gefunden, der mich hingebracht und abgeholt hat. Es war für mich allerdings dennoch ein unbezahlter Urlaubstag.
Für dieses Gespräch gibt das KRH von Beginn an eine Dauer von 3–5 Stunden an, mit der Fahrzeit mit Öffis also nicht möglich zu schaffen, zudem dann noch Kosten für ÖPNV anfallen.
Strikte Regeln – Verbotsschilder im gesamten Krankenhaus
Beim ersten Besuch ist mir schon aufgefallen, dass schon am Eingang und dann im gesamten Krankenhaus überall große Schilder hängen mit Verbotshinweisen:
- Fotografieren verboten!
- Filmaufnahmen verboten!
- Tonaufnahmen verboten!
Zusätzlich informiert das Krankenhaus über laufende Renovierungsarbeiten, die mit Baulärm und weiteren Unannehmlichkeiten verbunden sein können. Patienten und Besucher werden um Verständnis gebeten – doch für viele ist der Aufenthalt somit dadurch noch belastender.
Bistro »CURA« ? – Mit eingeschränktem Angebot für Patienten und Besucher
Während des Aufenthalts kamen einige Beobachtungen hinzu.
Das KRH hat einen Kiosk bzw. Bistro mit dem Namen »CURA«. Das kam mir bekannt vor, hieß nicht eine Broschüre auch so?
Anmerkung: »CURA« ist ein quartalsweise erscheinendes Magazin des KRH. Dieses Magazin war übrigens nirgends ausgelegt. Es wurde auch nicht ausgehändigt. Zurück zum Bistro »CURA«. Dieses Bistro hat Öffnungszeiten von Montag – Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr.
Zudem ein sehr karg eingerichteter Saal mit wenig einladenden Sitzmöglichkeiten. Es gibt hier ein Frühstücks- und ein Mittagsangebot, Snacks und einige Hygieneartikel, falls man etwas vergessen hat.
Zur Besuchszeit ist es nicht möglich, wenn man denn Besuch erhalten kann, irgendetwas zu erwerben oder einen Kuchen essen zu gehen oder Kaffee zu trinken.
In Lehrte war das möglich! Und auch die Räumlichkeiten waren wesentlich gemütlicher.
Es gibt vor dem Bistro einen Getränkeautomaten für Getränke to Go, allerdings ohne irgendeine Beschreibung, wie man ihn zu bedienen hat. Preise gibt es nicht und auch keinen Hinweis, welche Münzen akzeptiert werden.
Scheint also eher für das Personal gedacht zu sein. Ansonsten muss man den Pförtner wieder aufsuchen und ihn mit Fragen beschäftigen und um Wechselgeld bitten, da der Automat nur mit Kleingeld nutzbar ist.
Mobilitätshürden – Schlechte Anbindung und hohe Kosten
Ich hatte tatsächlich auch versucht, mit der vom SPD-Regionspräsident Krach versprochenen Sprinti-Verbindung zwischen Burgdorf und Großburgwedel zum KRH zu kommen. Dieses hatte er doch versprochen und beworben, dass dies möglich sei, oder habe ich das mehrfach falsch gelesen?
Nun ja, was soll ich sagen, die App zeigt jedes Mal an, dass keine Verbindung zur Verfügung steht, da es eine gute normale Verkehrsanbindung mit den Öffis gibt.
Die nächste Bushaltestelle liegt 900 Meter vom Krankenhaus entfernt – ein weiter Weg, besonders für Patienten mit eingeschränkter Mobilität. Mehrfach habe ich erlebt, dass der Pförtner gebeten wurde, ein Taxi zu rufen, um diese Personen dorthin zu bringen. Die Situation wird zusätzlich erschwert, da die Zufahrtsstraße sowie Ein- und Ausfahrt des Krankenhauses derzeit eine einzige Baustelle sind.
Dann mit dem Bus zum Bahnhof Großburgwedel und von dort mit der S-Bahn nach Hannover oder nach Burgdorf umsteigen, Wartezeit verbringen und weiter nach Lehrte fahren.
Als Gesunder machbar, wenn man zudem noch genügend Zeit hat. Als frisch entlassener Patient mit Einschränkung nicht durchführbar.
Also wieder sehr hohe Kosten! Eine Taxifahrt von Großburgwedel nach Lehrte wären in meinem Fall 65 € gewesen.
Da ich allerdings meinem einweisenden Arzt meine Lage geschildert habe, fand ich heraus, dass es bei einer geplanten stationären Aufnahme die Möglichkeit gibt, sich einen Transportschein ausstellen zu lassen!
Dies gilt allerdings nur für stationäre Aufenthalte! In manchen Fällen müssen diese vor der Nutzung zudem noch von der Krankenkasse genehmigt werden.
Überlastetes Personal – Fehlende seelische Unterstützung
Das Personal war immer sehr freundlich und bemüht. Allerdings konnten sie sich nicht um die seelischen Belange der Patienten kümmern.
Eine Patientin wurde Samstagmittag als Notfall aufgenommen und kam in unser Dreibettzimmer.
Sie sollte sich für die OP bereithalten. Das bedeutet unter anderem kein Essen und kein Trinken. Immer wieder wurde sie vertröstet, dass die OPs besetzt sind wegen anderer Notfälle. Sie hatte Angst, Trauer und Schmerzen, denn sie hatte ein Kind verloren. Gegen die Schmerzen bekam sie etwas …
Alles andere war wirklich schlimm. Nach stundenlangem Warten und Weinen rief sie ihren Mann an und bat ihn, noch einmal zu kommen.
Er hatte zum Glück ein Auto und kam gegen 19.15 Uhr am Krankenhaus an. Zunächst wurde er von der Schwester abgewiesen, da die Besuchszeit auf der Station nur bis 19 Uhr geht.
Erst als er lauter wurde, durfte er noch einmal kurz zu seiner Frau und musste dann wieder gehen. Mit den Worten, dass es bald losgeht.
Letztendlich wurde die Patientin nachts um 0.00 Uhr aus unserem Zimmer zur OP abgeholt! In dieser Zeit musste sie auch noch ertragen, wie wir anderen Zimmergenossen zweimal essen und trinken konnten.
Dass für uns dies alles auch schwierig war und die Nachtruhe dann auch immer wieder gestört wurde, war dabei das kleinere Übel.
Entlassung verzögert sich – Ein Warten ohne Informationen
Ich konnte Samstag dann auch nicht wie geplant entlassen werden, da ein Laborergebnis auf sich warten ließ. Samstag war auch kein Arzt zur Visite da. Sonntagmorgen bekam ich mitgeteilt, dass immer noch kein Ergebnis da wäre und es unwahrscheinlich sei, dass es noch kommt, sodass ich also noch wahrscheinlich bis Montag da bleiben müsse.
Dies zog mich sehr runter und auch, dass ich keinen Besuch bekommen konnte, durch wenig finanzielle Möglichkeiten bzw. schlechter Öffis-Anbindung. Das tat gar nicht gut.
Gegen 17 Uhr kam überraschend der diensthabende Arzt und sagte, dass das Ergebnis gekommen sei, alles gut wäre, und ob ich noch nach Hause möchte. Arztbrief hatte er schon fertig, wobei man bei Entlassungen ja meistens darauf noch lange warten muss.
So konnte ich mir ein Taxi rufen und endlich wieder nach Hause fahren.
Eine Herausforderung mit ungewissem Ausgang
Leider muss ich bald erneut zu einer OP dorthin.
Das heißt, das ganze Prozedere mit Vorgespräch, Aufnahmegespräch und Aufenthalt und den damit verbundenen Schwierigkeiten steht erneut an.
Mir graut jetzt schon davor!
Die schwierige Anreise betrifft sowohl Patienten als auch Besucher – sei es durch hohe Taxikosten oder eine umständliche ÖPNV-Anbindung. Viele Patienten erhalten deshalb zudem kaum oder gar keinen Besuch, was in einer ohnehin belastenden Situation zusätzlich zur psychischen Belastung beiträgt.
Es ist zwar nur ein einzelner Erfahrungsbericht, aber er zeigt deutlich, wie weit die von Regionspräsident Krach versprochene Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Lehrte von der Realität entfernt ist.
Quellen:
Fotos: © Thomas Janus
Leserbrief
Anmerkung der Redaktion: Für bessere Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen weitestgehend auf geschlechtergerechte Sprache. Mehr dazu