Splitterschutzgraben unter dem Spendekirchhof erstmals für Besucher zum „Tag des offenen Denkmals“ 2022 geöffnet.
Im Sommer 2019 wurde in Nordhausen nach über 70 Jahren eine unscheinbare Tür in der Stützmauer des Spendekirchhofes gegenüber der Gaststätte „Zum Socken“ geöffnet.
Es war eine kleine Sensation, als man entdeckte, dass sich hinter dieser unscheinbaren Tür ein Splitterschutzgraben aus dem 2. Weltkrieg befand. Ursprünglich gab es 7 solcher Gräben in der Stadt. Nach Ende des Krieges 1945 hatte die sowjetische Führung angeordnet, diese Gräben zu verfüllen. Dieser Splitterschutzgraben war offensichtlich nicht komplett verfüllt worden. Da die Anlage nur halbherzig über drei Löcher in der Betondecke befüllt wurde. Er gilt als eines der wenigen vollständig erhaltenen Relikte des 2. Weltkrieges.
Das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie hat den Splitterschutzgraben in das Denkmalbuch Thüringens aufgenommen.
Der gut erhaltene Splitterschutzgraben wurde im vergangenen Winter wieder freigeräumt, die Löcher in der Betondecke wieder verschlossen und die ganze Anlage gesichert. So konnte er in diesem Jahr zum „Tag des offenen Denkmals“ am 11. September 2022 erstmals für Besucher geöffnet werden. In Zusammenarbeit mit Heimatforscher Michael Garke, der Stadt- und Gästeführergilde und besonderer Unterstützung durch die SWG Nordhausen wurden Gruppen-Führungen in der fast 60 m langen Anlage angeboten.
Erbaut wurde der Splitterschutzgraben zwischen Mitte 1943 und Anfang1944 und war für ca. 150 bis 200 Menschen vorgesehen. Sie sollte die Nordhäuser Bevölkerung vor herumfliegenden Bombensplittern schützen.
Es gab in der Anlage zwei Toiletten mit Anschluss an die Kanalisation und 3 Schornsteine für Öfen, um den Graben heizen zu können.
Der Graben besteht aus insgesamt drei Gängen mit einer Breite von 1,40 m und einer Höhe von 2,10 m. Die Wandstärke beträgt 40 cm und die Stärke der Bodenabdeckung über der 20 cm starken Decke beträgt bis zu 1 m. Die Gänge führen von der Barfüßerstraße im Zickzack unter den Spendekirchhof.
Weitere Informationen zu den vergessenen Luftschutzanlagen in Nordhausen findet Ihr in dem Buch Nordhäuser Unterwelten: Die vergessenen Bunker von Nordhausen von Michael Garke.
Quellen:
Fotos C.F.
Video Youtube: Stadt Nordhausen